Künstliche Intelligenz im Handwerk
Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) rahmt das Themenfeld ein, in dem Technologien in Anlehnung an die menschliche Intelligenz zur Lösungsfindung von Problemen beitragen können. Neben funktionalen Fragestellungen wirft das Thema u.a. auch ethische Fragen auf. Diese reichen im beruflichen Kontext von der Verwendung KI-generierter Inhalte bis hin zu Szenarien, in denen KI-basiert das menschliche Verhalten imitiert, kontrolliert oder bewertet werden kann. Neben Risiken, die sich beispielsweise aus Überwachungsmöglichkeiten oder der Substitution menschlicher Arbeit ergeben, kann KI Arbeitsprozesse auch auf vielfältige Art unterstützen und bereichern. Anwendungsszenarien finden sich beispielsweise in der Texterstellung mit Hilfe von generativer KI, Chatbots im Kundenkontakt oder Bild- und Videogenerierung zu Marketingzwecken.
Potenzial und Umsetzung
Im Rahmen des kontinuierlichen Technologiemonitorings der Zentralen Leitstelle für Technologietransfer (ZLS) wurde zu Beginn des Jahres 2024 eine Umfrage unter Beraterinnen und Beratern der Handwerksorganisation zum Potenzial und Umsetzungsgrad von Künstlicher Intelligenz im Handwerk durchgeführt. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass ein konkretes Potenzial in der Technologie unter den Befragten für das Handwerk gesehen wird. Über 50% der 130 Rückläufer gaben an, dass das Potenzial als sehr hoch oder eher hoch einzuschätzen ist. Neben der Prozessautomation können dabei weitere Zeitersparnisse oder Unterstützung bei Kreativaufgaben eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit bedeuten. Die Automatisierung von Betriebsprozessen kann dabei insbesondere die Abnahme von Standardprozessen wie der Beantwortung von E-Mail-Anfragen oder der automatischen Dokumentenablage bedeuten. Prozesse können dabei verschlankt und Kapazitäten freigelegt werden, sodass Arbeitskräfte handwerklichen Tätigkeiten nachgehen können. Neben der Nutzung im Kontext von administrativen Aufgaben kann generative Künstliche Intelligenz als Ideengeber Verwendung finden. Ob im Rahmen von Social Media-Beiträgen, Inhalten für die Betriebswebsite oder bei der Ansprache potenzieller Arbeitskräfte, eine generative KI kann Entwürfe für Formulierungen oder Visualisierungen bereitstellen.
Der Umsetzungsgrad der neuen Technologie grenzt sich laut Umfrageergebnis deutlich vom Potenzial ab. Mit insgesamt 91% in den Antwortkategorien „Überhaupt nicht hoch“ und „Wenig hoch“ wird deutlich, dass das Thema noch in den Kinderschuhen steckt. Hemmnisse können dabei fehlende Informationen zu Ausgestaltungsmöglichkeiten, andere Prioritäten oder Unsicherheit gegenüber der Technologie sein. Es gilt nun, Anstrengungen zu unternehmen, um das vorhandene Potenzial zu entwickeln und in die Umsetzung zu überführen. Bei Vorreiterbetrieben werden beispielweise bereits Chatbots zur Kundenkommunikation oder KI-unterstützte Warenwirtschaftssysteme eingesetzt. Darüber hinaus wird generative KI bei der bildgestützten Erstellung von Skizzen zu Kundenwünschen genutzt. Bei einer Befragung von Obermeisterinnen und Obermeistern aus dem Raum Braunschweig-Lüneburg-Stade durch das HPI geführte Projekt „Handwerk mit Zukunft“ gaben 57% der 69 Befragten an, den Einsatz von bildgenerierender KI für zukünftig wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich zu halten. ChatGPT wird von den Befragten jedoch als führend im Bereich der KI-Technologien betrachtet: 86% der Befragten hielten den Einsatz für wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich oder nutzen die Technologie bereits.
Das Heinz-Piest-Institut unterstützt die Bestrebungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Handwerk mit einer Vielzahl an Aktivitäten, unter anderem mit den Projekten European Digital Innovation Hub for AI and Cybersecurity, Handwerk mit Zukunft und dem Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk.
Der European Digital Innovation Hub for AI and Cybersecurity (DAISEC) unterstützt insbesondere Unternehmen des Handwerks sowie Handwerksorganisationen bei der Anwendung und Entwicklung von Technologien der Künstlichen Intelligenz und Cybersicherheit.
Ziel des Projektes Handwerk mit Zukunft (HaMiZu) ist es, als wissenschaftliches Begleitprojekt der Förderlinie „Handwerk 4.0: digital und innovativ“ mit insgesamt neun Verbundprojekten die Entwicklung und den Einsatz innovativer Technologien im Handwerk voranzutreiben. Zu den begleiteten Projekten mit Bezug zu KI zählen: DiBesAnSHK, FrisAR, KINCHI, Minerva und LEROSH.
Das Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk unterstützt Handwerksbetriebe, Kammern und Verbände seit 2016 dabei, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen – kostenfrei, anbieterneutral und deutschlandweit. Einer der Schwerpunkte ist hierbei auch das Thema KI, in dem die KI-Readiness von Betrieben erhöht werden soll.
Projekte am HPI, die sich inhaltlich mit KI beschäftigen: